Sonetti lussuriosi

DIVVS PETRVS ARETINVS
(„Göttlicher Pietro Aretino“)
„il divino[1]Aretino“
Bronze-Medaille aus dem 16. Jhd.
PETRVS ARETIN(VS)
FLAGELL(VM) PRINCIPVM
(„Geißel der Fürsten“)
„il flagello dei principi“[1]

Sonetti lussuriosi („Wollüstige Sonette“) oder Sonetti sopra i sedici modi (Sonette über die 16 Stellungen), kurz I modi[2], heißt eine Sammlung obszön-burlesker Schweifsonette[3] des unkonventionellen toscanischen Cinquecento-Poeten Pietro Aretino zu pornographischen Gravuren[4] des Kupferstechers Marcantonio Raimondi.

Diesem Text verdankt Aretino ein Gutteil seines Ruhmes – mag solch eine ‚gloria‘ auch ein wenig anrüchig sein. Denn man hat es hier mit einem skandalträchtigen Werk zu tun, das moralisierende Denker schon in der Renaissance empört hat und das die Forschung bis heute zumeist nur mit spitzen Fingern anfasst.“

Bernhard Huß: Pseudopornographische Zyklik. Pietro Aretinos „Sonetti lussuriosi“ als kalkulierte Ostentation lyrischer Normabweichung[5], 2013, S. 215 – Leseprobe

Kaum gedruckt (um 1524), wurden alle Exemplare dieses „kleinen Kamasutras der Renaissance“[6], dieses „Urtextes der modernen Pornographie“[7][8], auf Geheiß des Medici-Papstes Clemens VII. von der Zensur verboten und verbrannt. So galt das Werk Sonetti sopra i XVI modi 400 Jahre lang als für immer verloren, bis 1929 ein bibliophiler Sammler, Max Sander, in der Zeitschrift für Bücherfreunde von der sensationellen Wiederentdeckung berichtete, dem Aretinofund.[9] Seitdem wurde dieses Unikat mehrfach veräußert und zweimal versteigert; 2006 erzielte es bei Christie’s 325.600 Euro.[10][11]

  1. a b Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Roland.
  2. Andere Titel der Sammlung lauten: (lateinisch) De omnibus Veneris Schematibus („Über alle Liebesstellungen“), Corona di Cazzi (Edition „P“, Paris 1757), The Sixteen PLeasures (Lynne Lawner), Stellungen (Thomas Hettche). Im engeren Sinne versteht man unter „I modi“ nur die Stiche. Im weiteren Sinne umfasst die Bezeichnung „I modi“ sowohl die Stiche als auch die dazugehörigen aretinischen Sonetti lussuriosi.
  3. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Romei.
  4. ‘I modi’ – pornographische Gravuren – auf hixtoire.net
  5. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Huss.
  6. Paul Larivaille: « petit Kama-sutra de la Renaissance ». In: (Hrsg.) L’Arétin. Sonnets luxurieux. Sur les XVI postures. (Quatrième de couverture).
  7. Pietro Aretino / Thomas Hettche (Hrsg.): Stellungen. Vom Anfang und Ende der Pornografie. DuMont, Köln 2003, ISBN 978-3-8321-7836-9, S. 14.
  8. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen éducation.
  9. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Aretinofund.
  10. Christie’s WebSite: Bibliothèque Erotique Gérard Nordmann-Première Partie Paris 27 April 2006, SALE 5445, LOT 33 L'ARÉTIN (Pietro Aretino, 1492–1556: Sonnetti (sic!) lussuriosi). Price realised EUR 325,600, Paris 27 April 2006 LOt 33: Sonnetti (sic!) lussuriosi.
  11. Erotische Bibliothek für 5,66 Mio. Euro versteigert. Im Auktionshaus Christie’s in Paris erzielte Originalausgabe von Pietro Aretino 325.600 Euro. In: Der Standard, 22. Dezember 2006, und Peter Dittmar: Die Geschichte der erotischen „Sonnetti (sic!) lussuriosi“. In: Die Welt vom 27. April 2006.

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