Stammbaum

Schematischer Aufbau eines Stammbaumes
Ein Stammbaum, erzeugt mit der Software Ahnenblatt
Stammbaum aus dem Arboretvm genealogicvm von 1635 mit dem Versuch, fast alle europäischen Herrscherdynastien auf die Nachkommenschaft Rudolfs von Habsburg zurückzuführen

Ein Stammbaum (neuzeitliche Lehnübertragung von mittellateinisch arbor consanguinitatis „Baum der Blutsverwandtschaft“)[1] ist im allgemeinen Sinne die baumförmige Darstellung der Abstammung von Lebewesen, Sachen oder Ideen voneinander, ausgehend von einem oder zwei zugrundeliegenden Exemplaren an der Baumwurzel. In der Familienforschung (Genealogie) ist ein Stammbaum die Darstellung der namentlich bekannten Nachkommen einer (früheren) Person oder eines Paares; dabei wird die Person oder das Paar zuunterst angezeigt mit nach oben verzweigenden Verbindungslinien zu ihren „Abkömmlingen“ und deren Nachfahren.

Umgangssprachlich wird unter einem Stammbaum auch fälschlich die Darstellung einer Stammlinie oder Stammliste in der Form eines Baumstammes verstanden („Familienstammbaum“), bei der nur die Erbfolge in der Väterlinie an den jeweils ältesten ehelichen Sohn über mehrere Generationen abgebildet wird. Dadurch enthält diese Darstellung allerdings nur einen sehr kleinen Ausschnitt der Nachkommenschaft der ursprünglichen Stammeltern, denn alle Vorfahren der jeweiligen Mütter sowie die Geschwister der Erbsöhne und deren Nachkommen bleiben unberücksichtigt, der Darstellung fehlen die Verästelungen in Seitenlinien. Selbst das in genealogischen Kreisen bekannte GenWiki definiert Stammbaum als eine solche männliche Linie.[2] Ein geschichtliches Vorbild für diese Form der Darstellung ist der Jessebaum (Wurzel Jesse), ein verbreitetes Bildmotiv der christlichen Kunst vor allem im Mittelalter, das einen Stammbaum von Jesus Christus abbilden soll (siehe auch Baum des Lebens in der Religionsgeschichte).

Das Gegenteil eines Stammbaums, also die Darstellung der Vorfahren einer Person, wird richtig als Ahnentafel (oder Vorfahrentafel) bezeichnet. Auch der Duden beschreibt die Bedeutung von Stammbaum ebenfalls falsch als „Nachweis möglichst vieler Vorfahren“ und setzt ihn gleich mit einer „Abstammungstafel“ (Ahnentafel).[3] Falsch ist bei diesem Verständnis auch der Wechsel von der Nachkommen- zur Vorfahrenschaft und wie „möglichst viele Vorfahren“ in der Form eines sich nach unten verjüngenden Baumes dargestellt werden sollten.

Andere Darstellungsformen von Verwandtschaftsbeziehungen sind die Nachkommentafel oder die Nachkommenliste, dabei steht die Ausgangsperson zuoberst oder links. Genealogisch wird nur dann von einem Stammbaum gesprochen, wenn die grafische Darstellung in Baumform erfolgt (siehe auch das Baum-Konzept in der Graphentheorie). Stammbäume werden auch für Tier- oder Pflanzen-Individuen erstellt, im übertragenen Sinne auch für Objekte und Ideen (siehe unten).

Eine Kombination von Vorfahren und Nachkommentafeln ist die in der Genealogie benutzte Verwandtschaftstafel, bei der die Eltern und weitere Ahnen und Kinder und weitere Nachkommen einer Person oder eines Paares dargestellt werden. Aus der Form der Darstellung wird das auch als Sanduhr-Darstellung bezeichnet.

Eine komplexe, umfassende Darstellung der Verwandtschaft einer Person oder Familie ist das Genogramm.

  1. Peter C. A. Schels: Stammbaum. (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) In: Mittelalter Lexikon. Privates Wiki. 8. Februar 2014, abgerufen am 29. Juni 2019.
  2. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen GenWiki-Stammbaum.
  3. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Duden-Stammbaum.

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