Subjektivierung

Die Subjektivierung (lateinisch „subjicere“: aussetzen, unterwerfen) ist ein Begriff aus den Sozial-, Geistes- und Kulturwissenschaften. Sie bezeichnet die Veränderung der Wahrnehmungsperspektive, wenn die objektiven Eigenschaften eines Sachverhaltes oder eines Gegenstandes durch den subjektiven Wahrnehmungsprozess einer Person verzerrt werden.

Die Anwendung des Begriffs ist vielfältig: Einerseits gibt es Ansätze, die Subjektivierung der gesellschaftlichen Verhältnisse zu beschreiben, etwa in der Arbeitssoziologie und in der Individualisierungthese. Anderseits zeigt die Subjektivierung, wie Individuen in sozialen Prozessen immer schon zu Subjekten gemacht werden. Diese Ansätze greifen auf den Poststrukturalismus zurück.

Die Literatur- und Medienwissenschaften beschreiben mit Subjektivierung, wie Erzählungen, gefiltert durch das Bewusstsein einer Figur, neu präsentiert werden können. Christine Brinckmann definiert Subjektivierung zudem als Abweichung von der darstellenden Norm, solange ein objektives Korrektiv für die subjektive Sicht angeboten wird oder solange klar ist, dass die Realitätswahrnehmung durch die Figur verzerrt ist.[1]

  1. Christine Brinckmann: Der Voice-Over als subjektivierende Erzählstruktur des Film Noir. In: Mariann Lewinsky, Alexandra Schneider (Hrsg.): Die anthropomorphe Kamera und andere Schriften zur filmischen Narration. Chronos, Zürich (=Zürcher Filmstudien, 3)

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