Tefillin

Tefillin bestehend aus Arm-(links) und Kopf-Tefillin (rechts)

Tefillin (reichsaramäisch תְּפִלִּין təfillin, neuhebräisch תפילין; Singular תפילה təfilla), fälschlich auch Phylakterien (sie sind keine Amulette wie diese griechische Bezeichnung suggeriert) (altgriechisch φυλακτήριον phylaktḗrion, deutsch ‚Talisman, Amulett‘) oder schlicht Gebetsriemen genannt, sind ein Paar kleine schwarze, mit Lederriemen versehene, lederne Gebetskapseln. Sie enthalten auf Pergament handgeschriebene Schriftrollen mit Texten aus der Tora, den fünf Büchern Moses. Tefillin werden von religiösen jüdischen Männern – im Reformjudentum teilweise auch von Frauen – an Werktagen beim Morgengebet (hebräisch Schacharit) getragen, keinesfalls zu nächtlicher Stunde. Der Arm-Teil liegt am Oberarm, und die Riemen werden um den Arm, die Hand und Finger gewickelt, der Kopf-Teil wird über der Stirn getragen. Das Anlegen der Tefillin dient als Mahnung, JHWHs Gebote zu beachten. Ihre Form, die Art sie zu tragen und der Inhalt der Gebetskapseln sind im Talmud festgelegt.

Der Lederriemen und seine Überkreuzungen auf der Körperoberfläche des Armes bzw. der Hand formen die hebräischen Buchstaben Schin (שׁ), Daleth (ד) und Jod (י) nach. Zusammen lassen sich die drei Buchstaben zum Wort „ Schaddai“, Allmächtiger verbinden.

Dabei finden sich geringe Unterschiede innerhalb der Traditionen der verschiedenen ethno-religiösen Gruppen (Aschkenasim, Sephardim und der Jemenitischen Juden, Mizrachim), so werden etwa die Lederriemen in sephardischer Art im Uhrzeigersinn gewickelt, hingegen nach aschkenasischer Art entgegen dem Uhrzeigersinn. Die nicht dem rabbinischen Judentum und damit dem Talmud verpflichteten Karäer verwenden keine Tefillin zum Gebet.[1][2] Auch die Samaritaner (hebräisch שַמֶרִים schamerim), die sich wahrscheinlich im 4. bis 5. Jahrhundert v. Chr. von der Hauptströmung des Judentums abwandten, nutzen keine Tefillin zu ihrem Gebet.[3]

  1. Vyacheslav Dobrovych: Talmudisches: Die Gebete unserer Weisen. Was passiert im Moment unserer inneren Neubewertung? 22. Februar 2019, Jüdische Allgemeine, auf juedische-allgemeine.de [1]
  2. Nissan Mindel: The Meaning of Prayer. published and copyrighted by Kehot Publication Society, 29. Mai 2018, auf chabad.org [2]
  3. Am Berg Garizim befindet sich ihr JHWH-Heiligtum. Ihre Entstehung geht hypothetisch auf dissidente Priesterkreise aus Jerusalemer zurück, die sich von den durch Nehemia und Esra im 5. Jahrhundert v. Chr. bis 4. eingeleiteten Reformen im postexilischen Judäa distanziert hatten. Siehe Martina Böhm: Samaritaner. Erstellt: Juni 2010, auf bibelwissenschaft.de [3] hier „4. Geschichte seit persischer Zeit“

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