Traditionelle Gesellschaft

Die Massai Ostafrikas sind eine zum Teil noch weitgehend traditionelle Gesellschaft

Traditionelle (oder traditionale) Gesellschaft (veraltet vormoderne Gesellschaft) ist ...

  1. eine Bezeichnung älterer soziologischer Theorien für eine Gesellschaftsform, die als Vorgängerin der modernen oder modernisierten Gesellschaft gesehen wird. Unter der Annahme, dass sich Gesellschaften weiterentwickeln (soziokulturelle Evolution), bezeichnet traditionelle Gesellschaft das Stadium einer Gesellschaft, bevor oder aus dem sich eine moderne Gesellschaft bildet (siehe auch die Begriffe Moderne und Vormoderne). Entsprechend ließen sich traditionelle Gesellschaften zwar in verschiedenen Aspekten – beispielsweise von modernen Industriegesellschaften – klar unterscheiden, sie wiesen aber überwiegend Gemeinsamkeiten untereinander auf.[1]
  2. eine Bezeichnung in der jüngeren Literatur, die als Synonym für den abwertenden Begriff Naturvolk verwendet wird. Der Ethnologe Klaus E. Müller liefert dazu folgende Definition:

„Unter dem Begriff werden […] Lager- und Dorfgemeinschaften in wild- und feldbeuterischen, agrarischen und hirtennomadischen Kulturen verstanden, die zum Zeitpunkt ihrer Erforschung noch nicht oder nur kaum in Berührung mit den neuzeitlichen Industriezivilisationen gekommen waren. Ihr Leben verlief strikt im Rahmen der altüberlieferten Traditionen (daher der Terminus „traditionelle Gesellschaft“), die durch das Beispiel der Vorfahren (Ahnen) geheiligt und durch die Schöpfung sanktioniert waren und darum als unantastbar galten.“

Klaus E. Müller[2]
  1. Johannes Angermüller: Makrosoziologie nach der Moderne. Von der Gesellschaft zum Sozialen. In: Berliner Debatte Initial. 22(4): S. 12–25. doc-Version auf www.johannes-angermuller.net S. 6.
  2. Klaus E. Müller: Schamanismus. Heiler, Geister, Rituale. 4. Auflage, C. H. Beck, München 2010 (Originalausgabe 1997), ISBN 978-3-406-41872-3. S. 11.

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