Tschadbecken

Tschadbecken
Staubsturm über dem Tschadbecken am 18. November 2004 Quelle: NASA
Schari-Logone-Flusssystem

Als Tschadbecken, auch Tschadseebecken genannt, bezeichnet man eine tiefgelegene, vom Zentrum in allen Richtungen allmählich ansteigende Ebene in Zentral- und Westafrika. Von der dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen, kurz UNEP, angeschlossenen Abteilung zur Globalen Internationalen Gewässerbewertung, kurz GIWA, wird die Region des Tschadbeckens als GIWA-Region Nr. 43 geführt.

Das Tschadbecken erstreckt sich zwischen dem 6. und 24. Grad nördlicher Breite und zwischen dem 8. und 24. Grad östlicher Länge. Es umfasst eine Fläche von etwa 2,434 Mio. km², was rund 8 % der Gesamtfläche des afrikanischen Kontinents entspricht, und gehört damit zu den großen endorheischen Becken der Erde. Durch seine Lage im nördlichen Zentrum Afrikas werden seine Naturräume von sehr unterschiedlichen Landschafts- und Vegetationstypen geprägt. Etwa die Hälfte des Beckens (der Norden) wird von den Wüsten Ténéré, Erg du Bilma und dem Erg du Djourab eingenommen. Im mittleren Teil des Beckens geht die Wüste in die semiariden Vegetationszonen der Sahelzone mit ihrer typischen Dornstrauch- und Trockensavanne über. In den Einzugsgebieten der Flüsse Schari, Logone und Komadugu Yobe dehnen sich große international bedeutende Überschwemmungssavannen aus. Entlang der Flussläufe entwickelten sich Galeriewälder und im südlichen Teil des Beckens finden sich auch die humiden Savannen des Sudans mit ihren typischen Trockenwäldern.

Das bekannteste geophysikalische Element des Tschadbeckens ist der Tschadsee, er bestimmte seit Jahrtausenden die Entwicklung von Menschen, Flora und Fauna in dieser Region. Als Wasserreservoir zwischen Wüste und Savanne hat der Tschadsee schon immer zahlreiche Immigranten, Forscher und Abenteurer angezogen. Das jährliche Schwanken des Wasserpegels, die Ausdehnung der Überschwemmungsflächen und die Hochwasser der Zuflüsse, die diese zyklischen Veränderungen auslösen, eröffneten Möglichkeiten zur Entwicklung von Kulturen und Völkern, boten aber auch einen Zufluchtsort und Schutz an. Das Tschadbecken diente als Scheideweg sowohl für herrschende Dynastien als auch für Bürgerliche und stellte dadurch eine Region dar, in der sich neue politische Formationen entwickeln konnten, die über diese Region hinausstrahlen. Gleichzeitig bildete die Region aber auch immer eine natürliche Grenze, die Handel und Interaktion verhinderte.

Ungeachtet der wichtigen Rolle in der Entwicklung der kulturellen Geschichte Nord-, West- und Zentralafrikas hat die Sozialwissenschaft im Gegensatz zu den Naturwissenschaften das Tschadbecken erst verhältnismäßig spät als reiches und vielversprechendes Forschungsgebiet entdeckt.


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