Verfassungskreislauf

Als Verfassungskreislauf (altgriechisch ἀνακύκλωσις anakyklosis) wird vor allem das vom Historiker Polybios im 2. Jahrhundert v. Chr. entworfene System der Verfassungslehre bezeichnet. Es baut auf der aristotelischen Klassifikation der antiken Verfassungen auf und besagt, dass es einen zwingenden Verfallsprozess gibt, in dessen Folge die verschiedenen Verfassungen zyklisch aufeinander folgen. Dabei spielt, so die dem Modell zugrunde liegende These, das Phänomen der Dekadenz eine zentrale Rolle: Der Verfall der Tugenden innerhalb der Stadtstaaten, etwa in Gestalt einer nachlassenden Orientierung am Gemeinwohl, sei dafür verantwortlich, dass vormals gute und gerechte Verfassungsordnungen korrumpiert und durch despotische Regierungen ersetzt würden. An deren Stelle folge nach einer Phase des Chaos, der Unzufriedenheit und der Machtkämpfe die jeweils nächste Phase des Verfassungskreislaufs.

Die Vorstellung eines Verfassungskreislaufes hatte großen Einfluss auf die Theoretiker des Republikanismus, etwa auf die Forderung nach einer Mischverfassung durch Marcus Tullius Cicero, welche die politische Ordnung stabilisieren sollte, den Republikentwurf Niccolò Machiavellis, Montesquieus Konzept der Gewaltenteilung, und die Mischverfassung der Vereinigten Staaten von Amerika (siehe z. B. Federalist No. 40).[1]

  1. Marshall Davies Lloyd (1998): Polybius and the Founding Fathers: the separation of powers.(Volltext online)

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