Die Via Militaris oder auch Via Diagonalis, selten und unlateinisch auch Via Singidunum war eine antike römische Straßenverbindung auf dem Balkan (Südosteuropa), die die Landverbindung zwischen Europa und Kleinasien herstellte. Lange Zeit war sie die einzige Festlandroute zwischen Orient und Okzident. Während der Kreuzzüge, den osmanischen Belagerungen Wiens, der Raubzüge der Hunnen und Awaren, sowie der Wanderungen der Goten und Slawen hat sie eine weltgeschichtliche Rolle gespielt.[1]
Die Via Diagonalis, die große Balkanstraße (Zagreb – Belgrad – Niš – Sofia – Istanbul), war fast vier Jahrhunderte lang eine wichtige militärische Achse, die das Römische Reich zusammenhielt.
Heute ist die Via Militaris verfallen und nur noch an wenigen Stellen genau zu identifizieren. Auch ist die genaue Lage aller Wegestationen nicht genau zu bestimmen, jedoch ist der Name aller Wegestationen aus den Quellen bekannt. Das südöstliche Ende der Via Militaris war unbestritten Konstantinopel. Das nordwestliche Ende ist nicht genau definiert und wird je nach Autor in Singidunum (heute Belgrad), Viminatium, Sirmium, Aquincum (heute Budapest) oder gar Carnuntum (nordöstlich von Wien) lokalisiert. Im Mai 2010 wurde während der Arbeiten am Paneuropäischen Verkehrskorridor X in Serbien ein gut erhaltenes Stück der Via Militaris im ostserbischen Dimitrovgrad ausgegraben. Das acht Meter breite Straßenstück war aus großen Steinblöcken gebaut worden und hatte zwei Spuren.
Bereits vor dem Ausbau dieser Heerstraße durch die Römer war diese Route, neben der Via Egnatia und dem Donauweg entlang des Donaulimes, eine uralte Verkehrsader und eine der Völkerstraßen des Balkans. Diese diagonal von Nordwesten nach Südosten über den Balkan verlaufende Heerstraße war in der Antike die kürzeste Verbindung zwischen Mitteleuropa und dem Nahen Osten. Als römische Militärstraße verband sie die wichtigsten und größten römischen Städte dieser Region mit der Hauptstadt des Oströmischen Reiches, Konstantinopel. Die Via Militaris führte durch die römischen Provinzen Pannonia superior und inferior, Moesia superior, Tracia und Bithynia et Pontus. Entlang der Via Militaris entstanden neue Siedlungen und wuchsen zu Städten heran.
Die Via Militaris auf dem Balkan war eine Heerstraße von überregionaler Bedeutung und diente der schnellen Verlegung der Römischen Legionen. Der Staat, das Römische Reich, war Planer, Bauherr und Träger der Heerstraßen, die er unter strategischen und logistischen Gesichtspunkten anlegte, um die schnelle überregionale Verbindung für seine Heere zu sichern. Nach der Eroberung der Balkanhalbinsel durch die Römer nahm die Bedeutung der Via Militaris stark zu und bekam ihre für Römerstraßen so typische haltbare Pflasterung aus vieleckigen Steinen. Jedoch bestand der Straßenbelag an vielen Abschnitten der Straße nur aus einem Kiesbelag. Die Straße war 9 Schritte (6 Meter) breit und in der Straßenmitte leicht erhöht. Die Erbauer römischer Militärstraßen orientierten sich bei der Straßenbreite an den Sechserkolonnen der Truppen oder der Breite von zwei Wagen.
Angelegt wurde diese strategisch wichtige Straße zur Zeit Kaiser Neros (37–68) im 1. Jahrhundert n. Chr.[2] Vollendet wurde sie unter Kaiser Trajan (53–117). Die in Ost-West-Richtung über den südlichen Balkan verlaufende Via Egnatia war Vorläuferin der Via Militaris.
Auch nach der Römerzeit war sie eine der großen Verkehrs- und Kulturwege Europas. Entlang dieser Städte an der alten Römerstraße verlaufen heute die E75 und die E80 mit einer ähnlich großen Bedeutung für den europäischen Transitverkehr. Die serbische Autobahn von Niš bis Dimitrovgrad an der serbisch-bulgarischen Grenze folgt ebenso dem Verlauf der alten Via Militaris wie die Streckenführung des Orient-Express'.