Wahhabiten

Als Wahhabiten werden die Angehörigen des Wahhabitentums (arabisch وهّابية Wahhābīya) bzw. Anhänger des Wahhabismus, einer puristisch-traditionalistischen Richtung des sunnitischen Islam, bezeichnet. Die Bewegung gründet sich auf die Lehren Muhammad ibn ʿAbd al-Wahhābs. Die Wahhabiten folgen der hanbalitischen Rechtsschule und lehnen den Sufismus, den Kalām wie auch alle Formen des schiitischen Islam ab. Sie wenden sich darüber hinaus strikt gegen Heiligenverehrung, Wallfahrten zu Gräbern und die Feier des Prophetengeburtstags. Wahhabismus und Salafismus werden oft synonym verwendet.

Die Anhänger Ibn Abd al-Wahhabs nehmen für sich in Anspruch, als einzige die islamische Lehre authentisch zu vertreten. Glaubensauffassungen, die mit dem Wahhabismus nicht vereinbar sind, werden von ihnen als „unislamisch“ deklariert.[1] Die meisten Wahhabiten leben in Saudi-Arabien, wo ihre Lehre staatliche Förderung genießt und etwa durch die Islamische Weltliga global verbreitet werden soll.[2] Daneben dominieren Anhänger der wahhabitischen Lehre auch in Katar, sie finden sich auch in vielen anderen muslimischen Ländern wie in der arabischen Welt, Indien, Pakistan und Westafrika. Die Bezeichnung „Wahhabiten“ wird nur von Außenstehenden dieser Gruppierung verwendet. Sie selbst bezeichnen sich in der Regel nicht so, sondern als Salafis oder einfach als „Sunniten“ (ahl as-sunna) oder Muslime.[3]

Die in Asien verbreitete Gruppe der Ahl-i Hadîth sowie das al-Qaida-Netzwerk stehen den Wahhabiten nahe. Die Ideologie der Taliban weist Ähnlichkeiten mit dem Wahhabismus auf, allerdings sind die Taliban Anhänger der hanafitischen Rechtsschule.[4] In seinem Herrschaftsgebiet führte der Islamische Staat einen auf der Scharia und dem Wahhabismus[5][6][7] basierenden 16-Punkte-Katalog ein, der das öffentliche und private Leben massiv normierte und einschränkte.[8]

Als eine der bekanntesten Taten von Anhängern des Wahhabismus gilt die Zerstörung des islamischen Kulturerbes in Saudi-Arabien. Das Bild zeigt ein heute zerstörtes Mausoleum auf dem Baqi-Friedhof von Medina 1926 und den Friedhof heute.
  1. Georg Brunold: Kampf gegen das Fremde. In: zeit.de. 15. November 2001, abgerufen am 2. Dezember 2014.
  2. Saudi Government Propaganda in the United States: Avowed Ally or Secret Enemy? CIA-Direktor R. James Woolsey beim American Enterprise Institute, February 16, 2005 laut „The World Muslim League: Agent of Wahhabi Propagation in Europe?“ (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive) By Evgenii Novikov, Terrorism Monitor der Jamestown Foundation Volume 3, Issue 9 (May 06, 2005)
  3. Vgl. Louis Brenner: "Constructing Muslim Identities in Mali" in Ders. (Hrsg.): Muslim Identity and Social Change in Sub-Saharan Africa. Hurst&Company, London, 1993. S. 59–78. Hier S. 60.
  4. Erich Follath: Die Stiefkinder des Terrors. In: Der Spiegel. Nr. 40, 2001 (online).
  5. Paul Lies: Ausbreitung und Radikalisierung des islamischen Fundamentalismus in Dagestan. LIT Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-8258-1136-5, S. 29 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  6. Lorenz Graitl: Sterben als Spektakel. Zur kommunikativen Dimension des politisch motivierten Suizids. Dissertation Freie Universität Berlin 2011, Veröffentlichungen der Sektion Religionssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Verlag für Sozialwissenschaften, Springer Fachmedien, Wiesbaden 2012, ISBN 978-3-531-18461-6, S. 93 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  7. Fouad al-Ibrahim: Why ISIS is a threat to Saudi Arabia: Wahhabism’s deferred promise (Memento des Originals vom 28. August 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/english.al-akhbar.com. Artikel vom 22. August 2014 im Portal english.al-akhbar.com (al-Akhbar), abgerufen am 27. August 2014
  8. Christoph Sydow: Dschihadisten erlassen drakonische Regeln in Mossul. In: Spiegel Online, 12. Juni 2014.

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