Zinne

Die mit Schwalbenschwanzzinnen gekrönte Stadtmauer von Bellinzona

Die Zinne (von althochdeutsch zin ‚Stab‘) ist ein gemauerter Aufsatz auf einer Brustwehr. In ihrer ursprünglichen Funktion diente die ungefähr mannshohe Zinne dazu, einem dahinter auf einem Wehrgang oder einer Wehrplattform stehenden Verteidiger Deckung gegen feindliche Fernwaffen zu geben. Die zwischen den Zinnen liegenden Lücken (auch als Zinnenfenster oder -scharten bezeichnet) reichen innenseitig bis auf die Höhe einer Brüstung hinab und erlauben den Verteidigern Zugriff auf das Schussfeld. Sie wurden manchmal mit hölzernen Klappladen, den sogenannten Schartenladen, geschlossen. Zinnenfenster waren immer mindestens so breit, dass sich ein Bogen- oder Armbrustschütze unbeengt darüber hinauslehnen konnte, während die Breite einer einzelnen Zinne zwischen 0,76 und 2,35 Meter schwankte und ihre Höhe zwischen einem und zwei Metern betrug.[1] Wenn eine Mauer auf ihrer gesamten Länge mit Zinnen besetzt ist, spricht man von einem Zinnenkranz.

Zinnen wurden in Antike und Mittelalter oft an Befestigungsanlagen wie Stadtmauern oder Burgen eingesetzt. Im Mittelhochdeutschen wurden sie auch mit Wintberge bezeichnet. Sie waren aber nicht nur wehrhafte Bauteile, sondern auch Bedeutungsträger und herrschaftliche Symbole. Der Zinnenkranz einer Wehranlage galt lange Zeit als weithin sichtbares Zeichen der hohen gesellschaftlichen Stellung der Burgbesitzer, weil diese ihren Sitz bewehren durften. Daher sind Zinnen in der Heraldik, also als Elemente in Wappen, anzutreffen (als Zinnenbalken oder in einer Mauerkrone).

  1. Angaben gemäß O. Piper: Burgenkunde, S. 329. Herbert de Caboga gibt die durchschnittliche Breite einer Zinne mit 0,70 bis 2 Meter und deren durchschnittliche Höhe mit einem bis 1,40 Meter an.

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