Zwischenwesen

Dieses 1730 entstandene Deckenfresko in der Klosterkirche Vornbach zeigt den Höllensturz. Die christlich-dualistische Unterscheidung zwischen guten Engeln und bösen Dämonen ist von der wissenschaftlichen Religionsforschung lange unreflektiert übernommen worden.

Zwischenwesen (englisch Intermediary Being) ist eine religionswissenschaftliche Sammelbezeichnung für alle Wesen, die im Weltbild der an sie Glaubenden hierarchisch zwischen Göttern und Menschen verortet sind.[1][2][3] Das Konzept wird insbesondere in der vergleichenden Religionswissenschaft verwendet. Während die ältere Forschung versucht hatte, eine homogene Universalgeschichte der als Geister bzw. Dämonen zusammengefassten Wesen zu schreiben, lehnt die heutige Religionswissenschaft dies als „zum Scheitern verurteilt“[4] ab und nutzt das Klassifizierungsschmema Zwischenwesen stattdessen als Hilfsmittel zur Beschreibung im interkulturellen Vergleich.

In die Kategorie Zwischenwesen fallen so unterschiedliche Wesen wie Engel, Heroen, Nymphen, Kobolde, Feen und Vampire, eine inhaltliche Gesamtdarstellung des Themenbereiches wäre daher sehr schwierig.[5] In der Fachliteratur existieren Darstellungen zu den Zwischenwesen bestimmter Kontexte, etwa der mesopotamischen Religionen,[6][7] des antiken Judentums,[8] des christlichen Mittelalters[9] und der westlichen Esoterik.[10]

Zwischenwesen im religionswissenschaftlichen Sinn sind nicht zu verwechseln mit Mischwesen.

  1. Lang 2001, S. 414.
  2. Winter 2003, S. 651.
  3. Johann Evangelist Hafner: Religionswissenschaftliche Kategorienbildung – am Beispiel ‚Engel‘. In: Michael Stausberg (Hrsg.): Religionswissenschaft. Walter de Gruyter, Berlin und Boston 2012, ISBN 978-3-11-025892-9, S. 155–168. Hier: S. 161.
  4. Winter 2003, S. 652.
  5. Winter 2003, S. 651.
  6. Brigitte Groneberg: Aspekte der „Göttlichkeit“ in Mesopotamien. Zur Klassifizierung von Göttern und Zwischenwesen. In: Reinhard Gregor Kratz, Hermann Spieckermann (Hrsg.): Götterbilder, Gottesbilder, Weltbilder. Polytheismus und Monotheismus in der Welt der Antike. Band I: Ägypten, Mesopotamien, Persien, Kleinasien, Syrien, Palästina. 2., durchgesehene Auflage. Mohr Siebeck, Tübingen 2009, ISBN 978-3-16-149886-2, S. 131–165.
  7. Karen Sonik: Mesopotamian Conceptions of the Supernatural: A Taxonomy of Zwischenwesen. In: Archiv für Religionsgeschichte. Band 14, Heft 1, 2013, S. 103–116.
  8. Sara Ronis: Intermediary Beings in Late Antique Judaism: A History of Scholarship. In: Currents in Biblical Research. Band 14, Heft 1, 2015, S. 94–120.
  9. Peter Dinzelbacher: Zwischenwesen des Mittelalters und ihre Symbolik. In: Hermann Jung (Hrsg.): Symbole des Übergangs: Wesen anderer Sphären. Zur Symbolik von Engeln, Elfen, Höllenwesen, Fantasy-Gestalten. Die Zahlen. Symbolik, Mythos, Magie. Symbole, Mythen, Riten der Landschaft. [= Symbolon. Jahrbuch. Band 18. Neue Folge]. Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main u. a. 2012, ISBN 978-3-631-62260-5, S. 185–206.
  10. Roelof van den Broek, Claire Fanger, Jean-Pierre Brach, Wouter J. Hanegraaff: Intermediary Beings I–IV. In: Wouter J. Hanegraaff (Hrsg.): Dictionary of Gnosis & Western Esotericism. Volume II. Brill, Leiden und Boston 2005, ISBN 90-04-14372-6, S. 616–631.

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